Ein Herz für Jogginghosen – Manuel Schumann

Ihr Horoskop!

Versuchen Sie, überrascht zu gucken

Wussten Sie das schon? Laut einer 2021 durchgeführten Umfrage glauben 53% der Menschen in Deutschland daran, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Sternzeichen und der Persönlichkeit eines Menschen gibt. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mich hat diese Zahl sehr schockiert. Denn das heißt ja im Umkehrschluss: 47% bringen nicht genug Fantasie für die Vorstellung auf, dass die Sterne uns und unser Schicksal beeinflussen. Wie kann man nur bestreiten, dass mehrere Lichtjahre von uns entfernte verglühende gasförmige Himmelskörper darüber entscheiden, wie wir uns verhalten und wie gut es in unserem Job oder in unserer Beziehung läuft? Arme Leute!

Einen Vorwurf müssen sich die Horoskopisten allerdings gefallen lassen: Sie sind meistens ziemlich unspezifisch. Dadurch macht man sich unnötig angreifbar, sodass Leute auf die irrige Idee kommen, dass Horoskope unseriöser Quatsch sind, den sich irgendwelche Leute nicht aus den Sternen, sondern nur aus den Fingern saugen. Wenn man also die 47% Ungläubigen überzeugen will, muss man mehr bieten als Allgemeinplätze. Traut euch doch mal was, ihr Feiglinge! Tja, ich habe das gemacht, ich habe mich so richtig aus dem Fenster gelehnt – so weit, dass ich die Sterne ganz genau betrachten konnte. Aber ich sag es gleich vorweg: Ohne Aszendent! Denn ehrlich gesagt hab ich noch nie kapiert, was diese Aszendenten sein sollen und ich hatte jetzt auch überhaupt keine Lust, das nachzuschauen. Ich dachte aber, ich sage das dazu, genauso wie man bei „Schere, Stein, Papier“ immer „Ohne Brunnen!“ dazusagen muss. Brunnen und Aszendent machen es nur unnötig kompliziert.

Sie werden jetzt also schon vorab Ihr Schicksal erfahren. Wenn es dann passiert, versuchen Sie wenigstens, überrascht zu gucken. Spielteilnahme ab 18. Astrologie kann süchtig machen. Das Angebot gilt nur für Personen mit Wohnsitz oder gewöhnlichem Aufenthaltsort Augsburg. Ja, ganz recht, wenn Sie von woanders her sind, können Sie sich jetzt entspannt zurücklehnen, für Sie gilt das alles nicht. Irgendwo muss ja auch mal gut sein. Wie soll ich denn wissen, was den Leuten in Papua-Neuguinea im nächsten Monat widerfährt? Das wäre ja größenwahnsinnig! Aber Augsburg, da kenn ich mich aus, da bin ich mir sicher.

Steinbock

Sie sind im nächsten Monat ziemlich im Stress. Gönnen Sie sich doch mal eine Pause von ihrem Scheißjob. Insbesondere von Ihrer Kollegin Sabine, die nervt mal wieder total. Machen Sie einen Ausflug, irgendwohin in unser schönes Bayern. Halten Sie dabei die Augen offen, denn die Chancen stehen recht günstig, dabei etwas Besonderes zu finden, und zwar  – Achtung, jetzt kommt’s – ein vierblättriges Windrad. Beachten Sie, wie selten schon ein normales Windrad in Bayern ist. Und dann auch noch ein vierblättriges! Machen Sie ein Selfie mit dem vierblättrigen Windrad für ihr Instagram-Profil oder Ihren WhatsApp-Status. Die Kolleg*innen in Ihrem Scheißjob, insbesondere Sabine, werden vor Neid erblassen!

Wassermann

Gegen Ende des Monats wird Thomas vor Ihrer Tür stehen, mit Ihren Lieblingsblumen in der Hand. Was für eine Überraschung! Also, nicht nur die Blumen, sondern auch Thomas! Denn Sie kennen gar keinen Thomas. „Danke, Thomas!“ werden Sie sagen, während Sie die Blumen in Empfang nehmen. „Woher wissen Sie, dass ich Thomas heiße?“, wird Sie Thomas überrascht fragen, „Sie kennen doch gar keinen Thomas!?“ – „Naja“, werden Sie antworten, „ich habe es in einem Horoskop gelesen, da stand das drin“ – „Aha, krass“, wird Thomas sagen, sich umdrehen und wieder gehen. „Hach, Thomas“, werden Sie flüstern, während Sie verträumt an den Blumen schnüffeln.

Fische

Aktuell sind Sie sehr beliebt, aber Achtung: Hüten Sie sich vor falschen Freunden! Beispielsweise sollten Sie englisch „brave“ auf keinen Fall mit deutsch ‚brav‘ übersetzen! Und englisch „slam“ bedeutet nicht etwa ‚Schlamm‘, sondern ‚Schlag‘. Wenn Sie also Fan von unnötigen Eindeutschungen sind, erzählen Sie nach einem Besuch beim Poetry Slam nicht „Ich war gestern beim Poesie-Schlamm“. Richtig wäre: „Ich war gestern beim Poesie-Schlag.“ So maken Sie sich nicht zum ape und behalten Ihre richtigen Freunde! Gern geschehen!

Widder

Offenlegung: Ich selbst bin Widder. Ich möchte mich ja nicht selbst loben und tue das auch ganz selten, aber hier lege ich eine vorbildliche Transparenz an den Tag, im Gegensatz zu all den anderen Horoskopschreiberlingen. Oder haben Sie schon mal etwas Vergleichbares gelesen? Horoskopisten tun immer so, als seien sie total objektiv, aber glauben Sie ihnen kein Wort, natürlich ist man immer befangen. Da liest man für sein eigenes Sternzeichen schon mal etwas positivere Sachen aus den Sternen heraus, vielleicht sogar unbewusst.

Jedenfalls: Sie sind klasse. Und die Sterne stehen günstig, Ihnen gelingt wirklich alles in diesem Monat. Wobei, „alles“, muss man jetzt ein bisschen relativieren, denn Sie tun fast gar nichts, denn Sie sind ja ein fauler Hund, ein fauler. (Haben Sie gemerkt, wie sympathisch selbstkritisch ich bin?) Es passiert also sehr wenig. Viele würden das langweilig finden, aber hey, wenn Sie so ein Typ sind wie ich, dann finden Sie es eigentlich ganz angenehm. Und dass Sie ein Typ wie ich sind, ist ja relativ wahrscheinlich (mein Beileid), denn ich bin ja wie gesagt auch Widder und ich bin definitiv ein Typ wie ich. Naja, immerhin gegen Ende des Monats können Sie sich doch noch aufraffen, wenigstens irgendetwas zu tun: Sie laden Ihre alte Clique zum Abendessen ein. Sie holen ihre Riesenauflaufform hervor, denn Sie machen wieder mal Ihre berüchtigte Brokkoli-Lasagne. Mjam, mjam, mjam, mjam.

Stier

Mjam, mjam, mjam, mjam. Am nächsten Mittwoch, genau um 15:28 Uhr, überfällt Sie ganz plötzlich das unbändige Verlangen nach einem dieser köstlichen Kirschplunder der Bäckerei Wolf. Also gehen Sie los und wollen sich einen kaufen. Das Problem ist nur: Das Horoskop gilt ja nicht nur für Sie allein, sondern gleichzeitig auch für ziemlich genau ein Zwölftel der anderen Augsburger. Stellen Sie sich also auf eine ganz schön lange Schlange ein. Doch nicht nur das: Einige werden noch einen Kirschplunder ergattern, andere nicht. Das führt natürlich zu sozialen Unruhen. Es wird Plunderungen aller Wolf-Filialen im Stadtgebiet geben, was als Erster Augsburger Kirschplunder-Krieg in die Annalen eingehen wird. Ob Sie das Ganze überleben? Also bitte, ich will doch nicht spoilern.

Zwillinge

In Ihrer Beziehung läuft alles prächtig. Kein Streit, auch nicht um irgendeine Kleinigkeit – und das, obwohl Sie schon wieder das Geschirr nur auf die Spülmaschine gestellt haben, anstatt es direkt einzuräumen. Daran müssen Sie wirklich arbeiten, aber, nope, das schaffen Sie auch im kommenden Monat nicht, keine Chance. Jedenfalls: Nicht den Hauch einer Unstimmigkeit. Alles supi.

Doch dann werden Sie einen folgenschweren Fehler begehen: Sie wollen doch noch eine Zweitmeinung einholen und lesen noch ein anderes Horoskop, nämlich das in der Freizeit Revue. Oder Freizeit Woche oder Freizeit Dings, wie die halt alle heißen. Dort steht was ganz anderes drin: Ihre Beziehung geht den Bach runter! Scheiße! Jetzt wissen Sie natürlich nicht, wer recht hat: Der komische Typ mit seiner komischen Website oder die Top-Journalist*innen der Freizeit Revue? Sie zermartern sich den Kopf. In einer Nacht können Sie deshalb nicht einschlafen. Sie hören Ihren Partner oder Ihre Partnerin neben sich schnaufen. Sie überlegen sich kurz, sie oder ihn im Schlaf zu erdrosseln, dann wäre sie wenigstens weg, diese Ungewissheit. Aber, nee, das geht natürlich auch wieder nicht, machen Sie das nicht. Aber es ist halt so eine Nacht, da denken Sie „Ich schlafe gar nicht mehr ein, bestimmt wird es gleich hell, und ich hab noch nicht geschlafen, ohmannohmann“, nur um dann irgendwann doch einzuschlafen und am nächsten Morgen war rückblickend alles gar nicht so dramatisch. Sie wollen Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin Blumen schenken, nach allem, was passiert ist, aber dann, als Sie den Strauß schon in den Händen halten, fällt Ihnen ein, dass ja überhaupt gar nichts passiert ist. Dass sich das alles nur in Ihrem Kopf abgespielt hat. Wenn Sie jetzt Blumen schenken, machen Sie sich nur verdächtig. Sie geben den Blumenstrauß an einen wildfremden Passanten weiter.

Trotzdem, um sich den ganzen Stress zu ersparen: Meiden Sie Horoskope, wo es nur geht. Machen Sie einen großen Bogen um alle Freizeiten, und sei die aktuelle Investigativ-Recherche über Harry und Meghan noch so verheißungsvoll. Konsequenterweise hätten Sie sich auch dieses Horoskop am besten gar nicht erst lesen sollen. Aber gut, das hätte ich vielleicht vorher sagen sollen. Naja.

Krebs

Seufz. Es gibt Tage, da fällt mir der Job als Horoskopist wirklich schwer, aber ich muss meine Chronistenpflicht tun. Es tut mir sehr leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber ein schwerer Schicksalsschlag wird Sie ereilen. Sie werden quasi den kompletten Monat einen Ohrwurm von der Melodie aus der Carglass-Werbung haben. Sie wissen schon: Carglass repariert, Carglass tauscht aus. Es geht Ihnen einfach nicht aus dem Kopf. Versuchen Sie, an etwas anderes zu denken… aber ach, was sag ich, ich kann nichts mehr für Sie tun. Kaum glauben Sie, diesen nervigen Jingle verdrängt zu haben, taucht er in den ungünstigsten Momenten wieder auf. Carglass repariert, Carglass tauscht aus. Puh, mit Ihnen möchte ich noch weniger tauschen als meine Windschutzscheibe bei Carglass.

Löwe

Gehen Sie in das Gefängnis. Begeben Sie sich direkt dorthin. Gehen Sie nicht über Los. Ziehen Sie nicht 4.000 DM ein. – Das wäre Ihr Schicksal gewesen, wenn ich Sie nicht vorher gewarnt hätte. Denn erfahrene Monopoly-Spieler wissen es: Sie können sich wappnen. Irgendwo haben Sie bestimmt noch ein altes Monopoly rumfahren. Entnehmen Sie die Gefängnis-frei-Ereigniskarte und stecken Sie sie in Ihren Geldbeutel, wo Sie sie immer griffbereit haben. Zeigen Sie sie einfach vor, wenn ein Polizist Sie in Gewahrsam nehmen will. Er wird dann enttäuscht von dannen ziehen, dabei über Ihr unverschämtes Glück schimpfen und jammern, dass er selbst bei Monopoly immer die schlechten Ereigniskarten bekommt, bei denen man was an die Bank zahlen muss, und so weiter und so fort.

Achtung: Sie könnten versuchen, die Karte auch dann zu zücken, wenn der Kontrolleur in der Tram Ihr Ticket sehen will. Dann sparen Sie sich das 49-€-Ticket… Aber hier bin ich ein bisschen vorsichtig, denn fürs Schwarzfahren landet man ja üblicherweise nicht gleich im Gefängnis (es sei denn, Sie wurden schon mehrmals beim Schwarzfahren erwischt, Sie Schlingel). Daher könnte sich die Karte in diesem Fall als wirkungslos entpuppen. So genau weiß ich das nicht. Sie können es natürlich trotzdem probieren, aber ich garantiere für nichts. Auf Ihre Verantwortung.

Jungfrau

Die Erde hat genug. Sie hat sich den ganzen Scheiß lange genug mit angesehen. Sie verwandelt sich in eine Brezel. Also stellen Sie sich eine Kugel vor, die zu einer Brezel geknetet wird. Alles andere, also Schwerkraft und so, bleibt gleich. Dummerweise landet Augsburg bei diesem Verformungsprozess auf dem unteren, eher uninteressanten Teil der Brezel. Sie packt die Abenteuerlust und Sie beschließen, den oberen, knusprigen Teil zu erkunden und somit einen Looping zu laufen. Hui! Sie erleben auf Ihrer Reise allerhand Abenteuer… welche genau, weiß ich nicht, weil sie ja die Stadtgrenze von Augsburg verlassen. Aber irgendwann kehren Sie doch nach Augsburg zurück, weil Sie einsehen, dass es daheim doch am schönsten ist. Das Begrüßungskomitee besteht aus Markus Söder und Hubert Aiwanger. Nein, Moment, das ist zu hart, lassen wir Söder weg. Nur Aiwanger ist da und er hält Ihnen zu Ehren eine Rede über Heimatverbundenheit. Die Rede ist einfach mitreißend! In rhetorisch brillanter Manier legt Aiwanger seine klugen Gedanken, seine messerscharfen gesellschaftlichen Analysen dar. Einfach alles, was er sagt, hat Hand und Fuß. Doch dann denken Sie: „Moment mal, das kann doch gar nicht sein, das ist ja voll unrealistisch“, und, schwupps, da sind Sie auch schon aufgewacht. „Krasser Traum“, werden Sie sich denken, während Sie sich Ihre Frühstücksbrezel einverleiben und damit in einem Paralleluniversum ganze Ländereien vertilgen. „Aiwanger sagt was Vernünftiges“, murmeln Sie kopfschüttelnd. „Einfach verrückt, das muss ich unbedingt Thomas erzählen.“ Aber fünf Minuten später haben Sie den Traum schon wieder komplett vergessen. Mist.

Waage

Wie hoch ist eigentlich die Wahrscheinlichkeit, dass zwölf Menschen, die an einem Tisch sitzen, alle ein verschiedenes Sternzeichen haben, also ohne irgendeine Dopplung? Diese Frage hat mich beschäftigt, während ich eigentlich in Ihre Sterne schauen und das zugehörige Horoskop schreiben wollte. Nach ein bisschen Herumüberlegen hab ich herausgefunden, wie man das ausrechnet. Die Wahrscheinlichkeit beträgt genau 0,0000537232170925 Prozent. Keine Gewähr, dass das wirklich stimmt, ein Genie in Mathe bin ich nicht, aber ich hab mir Mühe gegeben, es könnte also schon stimmen.

Tja, also, zu Ihrem Horoskop: Probieren Sie es mal mit Gemütlichkeit. Mit Ruhe und Gemütlichkeit. Denn mit Gemütlichkeit kommt auch das Glück zu Ihnen. Es kommt zu Ihnen. – Okay, ich gebe es zu: Das ist gar nicht Ihr Horoskop. Ich hab mich hier aus Verzweiflung bei einem Lied aus einem Disney-Film bedient. Es wird Sie vielleicht enttäuschen, aber die Wahrheit ist: Ich hab’s nicht. Ich hab’s einfach nicht mehr geschafft. Klar, ich hätte schon noch irgendwas hinschludern können, aber das wäre Ihnen nicht gerecht geworden. Sie sehen ja, wie viel Mühe ich mir bei den anderen gemacht hab. Tut mir leid. Ja, ich sehe die Enttäuschung in Ihren Augen, aber ich bin auch nur ein Mensch. Zwölf Texte schreiben, das ist nicht leicht. Bedenken Sie, dass die Horoskope meist deutlich länger sind als so Standardhoroskope. Ich hoffe, Sie wissen wenigstens zu schätzen, dass ich so ehrlich war und nicht behauptet hab, dass mein Hund Ihr Horoskop gefressen hätte. Und immerhin wissen Sie nun, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass an einem Tisch mit zwölf Personen alle ein verschiedenes Sternzeichen haben. Das ist doch auch was.

Skorpion

Sie gehören zu den eingangs erwähnten Trotteln, die nicht an Horoskope glauben. Um zu beweisen, dass das alles Mumpitz ist, machen Sie immer genau das Gegenteil, was Horoskope Ihnen sagen. Wenn ich Ihnen also sagen würde, dass Sie morgens Aronal und abends Elmex nehmen werden, dann würden Sie – nur um mir eins auszuwischen – es genau andersherum tun, also morgens Elmex und abends Aronal nehmen. Und damit ein erhebliches Risiko für Ihre Zahngesundheit eingehen. Deshalb sage ich es jetzt genau umgekehrt: Sie werden morgens Elmex und abends Aronal nehmen. Umgekehrte Horoskopie nennt man das. Ätsch!

Schütze

Am Ende des Monats werden Sie von einem Freund zum Abendessen bei ihm daheim eingeladen. Bei den meisten anderen Leuten, die zweifelsohne ein spannenderes Leben führen als Sie, hätte ich das gar nicht extra erwähnt, aber bei Ihnen muss ich ja irgendwie die Zeilen füllen. Jedenfalls: Stellen Sie sich darauf ein, dass der Freund, der Sie einlädt, Ihnen wieder seine widerliche Brokkoli-Lasagne auftischt. Andererseits finden Sie es schön, dass mal wieder die ganze Clique beisammen ist, alle zwölf Leute.

Sie sind mal wieder überpünktlich und die erste Person, die da ist. Während die Brokkoli-Lasagne noch bedrohlich vor sich hin schmort, reden Sie mit dem Gastgeber über belanglose Themen. Was hat man so in den letzten Wochen gemacht? Wie geht es eigentlich Thomas? Wer von den gemeinsamen Bekannten hat den Kirschplunder-Krieg überlebt und wer nicht? Naja, der übliche Smalltalk halt. Dann erzählt Ihnen der Gastgeber, dass doch nicht alle zwölf Leute kommen konnten. Nicht alle davon kirschplunderbedingt. Eine Person sitzt im Gefängnis, weil sie dem Kontrolleur in der Straßenbahn statt einem gültigen Ticket eine Gefängnis-frei-Karte hingestreckt hat. Und eine hat einen Nervenzusammenbruch bekommen. Sie wurde kauernd im Badezimmer gefunden, in der einen Hand eine Tube Aronal, in der anderen eine Tube Elmex. Auch eine weitere Person führt psychische Probleme an, angeblich wegen eines Hagelschadens an der Windschutzscheibe. Seltsame Ausrede. Wieder eine andere Person wurde vom Gastgeber kurzfristig ausgeladen, weil sie bei Instagram Verschwörungsmythen über angeblich vierblättrige Windräder verbreitet hat. Auch langweilige Exkurse über Wahrscheinlichkeitsrechnungen und Träume mit Beteiligung von Hubert Aiwanger scheinen für den Gastgeber ein No Go zu sein. Als Sie schon denken, dass gar niemand mehr kommt, klingelt es doch noch an der Tür und nun sind Sie immerhin zu dritt. Als diese Person aber erzählt, dass sie neulich beim „Poesie-Schlag“ war, und dafür von Ihnen beiden ausgelacht wird, stürmt sie beschämt wieder aus der Wohnung hinaus. „Naja, jetzt sind wir doch nur zu zweit“, wird Ihnen der Gastgeber sagen, „aber dann bleibt mehr für uns übrig!“ Er holt die Brokkoli-Lasagne aus dem Ofen. Versuchen Sie, nicht allzu angeekelt zu gucken.


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