Das Abscheulichste, das die deutsche Sprache momentan zu bieten hat… und was wir dagegen tun können
Folge 13: Querdenker
Ist es Ihnen auch schon mal so ergangen, dass Sie auf Twitter oder in irgendeinem anderen sozialen Netzwerk das Profil von irgendjemanden aufgerufen haben, da dann das Wort „Querdenker“ stand und sich der entsprechende User dann als Nazi-Arschloch entpuppt hat? Nein? Dann haben Sie noch einmal Glück gehabt. Nicht alle sind so glimpflich davongekommen.
Ich hasse „Querdenker“.
Nein, natürlich sind nicht alle, die sich selbst als „Querdenker“ bezeichnen, automatisch „Nazi-Arschlöcher“. Und es fällt mir ja selbst schwer das zu sagen, denn ich selbst mochte „Querdenker“ lange Zeit sehr gerne. Es ist natürlich per se ziemlich eitel, sich selbst als jemand zu bezeichnen, der anders denkt als der stumpfsinnige Rest. Den Unterschied zwischen einem sich selbst überschätzenden, aber letztendlich harmlosen Typen und einem ausgemachten Nazi-Arschloch können Sie meist am Kontext erkennen. Denn letztgenannter „Querdenker“ ist „noch jemand, der selber denkt“, der nicht von der „Lügenpresse“ „gleichgeschaltet“ wurde. Man wird ja wohl noch seine eigene Arschlochhaftigkeit als etwas Originelles darstellen dürfen!!!
Aber ich möchte mir nicht nachsagen lassen, hier nur rumzumeckern, sondern auch konstruktiv sein. Was können wir also dagegen tun?
Vermutlich nicht viel. Man könnte jetzt in heroischer Manier sagen, wir sollten den Begriff doch nicht den Nazis überlassen, „erobern“ wir uns doch den Begriff zurück, bla bla. Das ist mir zu mühselig. So sehr hänge ich jetzt auch nicht am Querdenker, überlegen wir uns halt was Neues. Und selbst wenn der Begriff nicht von Nazi-Arschlöchern gekapert worden wäre, wäre mir die ganze Querdenkerei auf Dauer zu anstrengend geworden. Wenn alle Leute ständig alle am Querdenken sind, denken sie dann überhaupt noch quer oder sind sie dann nicht schon längst zum „Längsdenker“ geworden? Ich habe ehrlich gesagt sowieso schon immer Schwierigkeiten, „längs“ und „quer“ zu unterscheiden.
Aber wie wäre denn der Begriff „Schrägdenker“? Durch den selbstironischen Einschlag besteht hier eher nicht die Gefahr, dass der Begriff von Nazi-Arschlöchern gekapert wird. Trotzdem sollte man sich natürlich nicht selbst als Schrägdenker bezeichnen, das wäre immer noch ziemlich eitel.
Ich möchte mich ja nicht selbst loben und tue das auch ganz selten, aber „Schrägdenker“ ist, das müssen Sie zugeben, schon ein ganz okayer Begriff. Gut, eine kurze Google-Suche hat ergeben, dass ich nicht der Erste war, der darauf gekommen ist. Aber egal. Alleine können wir nicht viel ausrichten, aber gemeinsam, ja, gemeinsam können wir es schaffen!
[Hinweis: Dieser Text wurde im November 2019 geschrieben, also in der seligen Zeit, als es die Querdenker-Bewegung noch nicht gab.]
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