Das Abscheulichste, das die deutsche Sprache momentan zu bieten hat… und was wir dagegen tun können
Folge 35: KNSNNTNSCHRFT
Ist es Ihnen auch schon mal so ergangen, dass Sie vergnügt die Straße entlanggelaufen sind, bis Sie jemanden gesehen haben, der ein T-Shirt oder einen Pulli mit einer Aufschrift anhatte, bei der die Vokale einfach weggelassen wurden? Nein? Dann haben Sie noch einmal Glück gehabt. Nicht alle sind so glimpflich davongekommen.
Ich hasse KNSNNTNSCHRFT.
In dieser Folge geht es nicht um ein konkretes Wort, sondern um eine spezielle Schreibweise von Wörtern, eigentlich um ein ganzes Schriftsystem. Um das aber klarzustellen: Ich hasse Konsonantenschriften nicht generell. Im Gegenteil, ich finde es sogar interessant, dass es auch heute noch Konsonantenschriften gibt, etwa das Hebräische und Arabische. Das liegt daran, dass eins der ersten Schriftsysteme, das Phönizische, eine Konsonantenschrift war. Daraus hat sich letztendlich übrigens auch unser Lateinisches Alphabet entwickelt. Dafür wurden dann einige Buchstaben aus der phönizischen Schrift einfach umgedeutet, beispielsweise stand unser geschriebenes „E“ im Phönizischen noch für einen ganz anderen Laut, nämlich für das h.
Ich hoffe, ich habe Sie jetzt nicht gelangweilt. Was ich jedenfalls eigentlich meine, ist dieser moderne Trend, in normalen Wörtern einfach die Vokale wegzulassen. Das ist einfach abscheulich. Was soll das? Ich verstehe Leute nicht, die unironisch mit einem I♥BRLN-T-Shirt rumlaufen. Und so sehr ich mit Aufschriften wie FCKNZS oder, sehr ähnlich, FCKAFD inhaltlich sympathisiere, so abgedroschen sind sie. Man kann es doch ruhig frei heraus sagen: Fuck Nazis und fuck AfD. Aber dieses „Oho, seht her, ich verbreite hier eine subversive Botschaft, ein total geheimer Code, den niemand entschlüsseln kann.“ Außer halt so ziemlich jeder. Ressourcen zu sparen ist in der heutigen Zeit richtig und wichtig, aber das scheint mir dann doch ein bisschen übertrieben.
Aber ich möchte mir nicht nachsagen lassen, hier nur rumzumeckern, sondern auch konstruktiv sein. Was können wir also dagegen tun?
Naja, gut, wir können einfach weiterhin wie normale Leute schreiben, die Konsonantenwüsten ignorieren und hoffen, dass dieser Trend irgendwann sein wohlverdientes Ende findet. Wir können höchstens ein bisschen nachhelfen, indem wir, die Uncoolen (ich nehme jetzt einfach an, lieber Leser, dass Sie ähnlich uncool sind wie ich), diese Aufschriften als besonders cool bezeichnen. Loben Sie also Leute, die die Konsonantenschrift verwenden, in überschwänglicher Manier. Dann geben Sie sie entweder auf oder werden dazu ermutigt, noch radikaler zu werden. Irgendwann schließlich verwenden nur noch die Konsonantenschrift, sie werden nicht mehr verstanden und, zack, haben sie sich selbst aus dem gesellschaftlichen Diskurs ausgeschlossen. Eine andere Möglichkeit wäre, sie zu ermutigen, noch avantgardistischer zu werden: Eine Vokalschrift! So wird beispielsweise aus „Fuck Konsonantenschrift“: U OOAEI. Das sorgt doch für heiteres Rätselraten. Und spart weiteren Platz auf den T-Shirts!
Ich möchte mich ja nicht selbst loben und tue das auch ganz selten, aber das ist schon genial. Aeie öe i i ie auie, ae eeia, a, eeia öe i e ae!
(Wobei, noch besser und ressourcensparender wäre eigentlich, beides zu kombinieren und eine Schrift zu entwickeln, die gänzlich auf die Wiedergabe von Konsonanten und Vokalen verzichtet. Subversiver geht es kaum. Und Dummbeutel wie wir würden auf die T-Shirts schauen und denken, es sei einfach eins ohne Aufdruck. Und uns nicht darüber ärgern.)
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